FANGE NIE AN AUFZUHÖREN, HÖRE NIE AUF ANZUFANGEN!
(Marcus Tullius Cicero)
Vielleicht bin ich ja heute ein wenig melancholisch, aber auch das darf mal sein.
Meine Mittagspause verbrachte ich heute mit einer Tasse Kaffee auf der Bank in unserem Garten. Ein schönes, schattiges Plätzchen unter einem buschigen Ahornbaum, mit einem wirklich schönen Blick auf den gesamten Garten.
Diesmal saß ich nun da auf meiner Bank und mein Blick verweilte in der Krone des Ahornbaums.
Zwei wirklich starke Rückschnitte hat er über sich ergehen lassen müssen, die dazu geführt haben, dass er zwar nicht so stark in die Höhe, aber eine schöne, breite, dichte Krone entwickelt hat.
Gedankenversunken schaute ich mir den ganzen Baum an. Wie glatt und dicht die Rinde seines gerade gewachsenen Stammes doch ist. Obgleich er nicht hochgewachsen und nur mittel dick ist, macht er einen gesunden Eindruck. Bis auf eine recht frühe Narbe, die zwar verheilt, aber immer noch sichtbar ist.
Natürlich sitze ich nicht zum ersten Mal hier, aber heute war ich eben in einer ganz besonderen Stimmung und träumte so vor mich hin, bis mir der Gedanke kam,
wie ähnlich dieser Baum, in seiner Struktur und Form, meinem eigenen Leben gleicht.
So steht dieser Baum, mit seinem relativ kurzen, mittel dicken, geraden Stamm, symbolisch betrachtet für meine Kindheit, die ich nur recht kurz, als unbefangen und verspielt erlebt habe. Da mein Vater sehr früh verstarb (die Narbe) und aus meinem Empfinden heraus, die Familie nie ganz komplett war.
Daher das Bild von einem nur mittel dicken Stamm. Meine Familie hat mir dennoch immer ein starkes WIRGEFÜHL und GRUNDWERTE vermittelt, die mir Sicherheit und Zuversicht gaben. Eine gesunde, dichte Rinde. Meine frühe Kindheit und Jugendzeit verlief abgesehen von dem frühen Tod meines Vaters, was ein einschneidendes Erlebnis und eine lange, tiefe Trauer auslöste (eine Narbe, die bleibt), sehr geradlinig. Ähnlich diesem gut gewachsene Stamm, aus dem sich im Laufe der Jahre fünf Hauptäste entwickelten.
Meine ersten wichtigen Lebensbereiche, als junge Frau, die sich aufgemacht hat ihr Leben zu gestalten:
- Meine Ausbildung und Berufung als Erzieherin.
- Der Auszug von zu Hause und die ersten eigenen Wohnungen.
- Die ersten wichtigen Partnerschaften.
-
Entwickeln und leben der eigenen Werte.
- Freunde, die zu meinem jungen Lebensentwurf passten.
Über viele Jahre hinweg sind diese Lebensbereiche gut genährt worden, in die Höhe gewachsen und sich so zu tragenden Hauptästen entwickeln.
Mein Lebenshunger entwickelte neue Triebe, die mein Leben noch reicher und bunter gestalteten. Berufliche Weiterentwicklung, eine neue Partnerschaft, ein neues, selbst gebautes Zuhause, Freunde die blieben und wiederum andere die gingen, neue Freunde, die hinzukamen. Eine prägende, bunte Zeit voller Abenteuer und wichtigen Erfahrungen.
Jedoch ließen sich mit den Jahren nicht mehr alle Verzweigungen gleich gut versorgen, sodass einige Zweige verkümmerten und die Krone ein eher verkümmertes Bild abgab. Zudem setzten Lebensstürme und Krisen meiner Krone arg zu.
Um diesem traurigen und in vielen Bereichen verkümmerten Zustand zu verändern, entschied ich mich für den ersten weitreichenden und mutigen Rückschnitt, der meinem Leben zunächst stark zusetzte.
Aber ich wollte auch nicht länger in der Opferrolle verharren.
So habe ich einige Entscheidungen treffen müssen, die mir nicht leicht gefallen sind. Aber ich spürte, dass ohne Entscheidungen Veränderungen nicht möglich sind.
Auf mein Leben bezogen steht dieser wirklich einschneidende Rückschnitt für:
- Akzeptieren
- Loslassen
- Entscheidungen treffen
Akzeptieren und loslassen ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen geschieht und ja, es ist kein leichter Weg.
Zumal ich damals noch nicht so strukturiert gedacht habe. Meine Gedanken drehten sich im Kreis, begleitet von
Gefühlen voller Traurigkeit, Selbstvorwürfen, Groll, Hilflosigkeit... und je nach Tagesform auch voller Zuversicht. Mitten in diesem Gefühls-Gedankenwirrwarr war keine gute Entscheidung, über das was ich loslassen möchte, möglich. Somit hat die Zeit, eine lange Zeit, meine Wunden geheilt und ein loslassen ermöglicht.
Um dieses Ringen aufgeben zu können, ist es hilfreich wahrzunehmen was ist.
Allen Gefühlen Raum zu geben und zu akzeptieren was ist, ohne diese ewigen Bewertungen. Denn das Leben ist nicht immer planbar, gerecht... und ist
immer für eine "Überraschung" gut.
Heute weiß ich, dass diese drei Komponenten, in dieser Reihenfolge eingesetzt, sehr hilfreich sind. Denn sie verkürzen den Weg des Leidens, des Zweifeln, der Hilflosigkeit und der Ohnmacht in einen Lehrpfad der vielen kleinen und großen Erkenntnisse.
Naja, das weiß ich heute, damals bin ich den langen, ziemlich einsamen und steinigen Weg gegangen. Mit dem Glauben, dass ich mir das selbst eingebrockt habe, (was stimmt) und ich da auch alleine wieder rausfinden muss (was nicht stimmt).
Akzeptieren und loslassen kann sehr schwer sein, wenn sich bei dir ein falsches Bild eingeschweißt hat.
Akzeptieren heißt eben nicht, dass du die Situation gut findest, du es dir so ausgesucht oder sogar gewollt hast.
Blödsinn, niemand leidet wirklich gerne und niemand hat es verdient. Dennoch bleibt es nicht aus, weil das Leben lebt, sich entwickelt, verändert und eine Reise ist.
Akzeptieren heißt auch nicht, dass immer alles so bleiben muss wie es ist. Aber im ersten Schritt heißt akzeptieren annehmen was ist, den Dingen, Gefühlen einen Raum geben. Wir dürfen fühlen, was wir fühlen, den Schmerz, die Wut, die Enttäuschung…
Akzeptieren ist keine Gefühlsduselei, sondern ein aktives Tun und ist seelische „Gartenarbeit“, die du selbst erledigen musst. Was nicht bedeutet, dass du dir keine erfahrene Hilfe holen sollst. Im Gegenteil, denn auch dies ist ein aktives Tun und gibt dir Sicherheit.
Akzeptieren bedeutet eben nicht, dass du schwach bist. Denn du gibst den sinnlosen Widerstand auf, wegzuschauen oder zu verdrängen. Im Gegenteil, du schaust hin und nimmst wahr, was ist, aber ohne zu bewerten.
Denn nur, wenn du aufhörst zu urteilen, zu bewerten, wirst du weich und beweglich und du kannst
loslassen, was nicht zu dir gehört, was nicht mehr passt, was dich unglücklich macht, was deinen Werten, deinem Leben nicht dienlich ist. Hier setzt du, natürlich im übertragenden Sinne die Schere an.
Gute Entscheidungen triffst du leichter, wenn du genau diesen Prozess durchläufst.
Hier findest du mehr Tipps, wie du gute Entscheidungen triffst.
Link: https://www.coaching-beratung-schauff.de/2017/06/07/entscheidungen-treffen/
Wenn du über deinen Schatten springen willst, finde deine inneren Antreiber.
Diese erste wirklich einschneidende Lebensphase, dieser erste gravierende Rückschnitt, war eine meiner schwierigsten Zeiten.
Ich bin an meine körperlichen und seelischen Grenzen gestoßen. Das Haus, die Partnerschaft und auch einige Freunde, die meinem Elend nicht gewachsen waren, waren futsch.
Geblieben sind meine Familie, zwei wirkliche Freunde und mein Job.
Meine Familie und Freunde gaben seelischen Halt und Rückendeckung.
Während mir mein Job die finanzielle Möglichkeit gab, mich aus meinem Schlamassel selbst zu befreien.
Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich allen Frauen wirklich ans Herz legen, sorgt für eure finanzielle Unabhängigkeit.
Absolut reduziert auf das Wesentliche, habe ich dann all meinen Mut, Willen und meine Zuversicht in die Hand genommen und mein Leben neu aufgebaut.
Nachdem ich diese Krise überwunden hatte, wurde mir jedoch bewusst, dass mein Leben eine neue berufliche Perspektive brauchte, mit neuen Zielen, die mich wieder begeisterten und Sinn bringend sein sollten, um wieder wirklich glücklich und zufrieden zu sein.
Ihr merkt schon, meine berufliche Entwicklung war und ist mir immer sehr wichtig, denn sie ist für mich die Grundlage für ein selbst & bewusstes
Leben.
Denn mein bisheriger Beruf, der mich zwar finanziell über Wasser gehalten hatte, füllte mich nicht mehr wirklich aus, da es hier keine Entwicklungsmöglichkeit mehr gab.
Neue starke Triebe, so spürte ich, konnten erst mal nur aus einer neuen beruflichen Hingabe entstehen.
Natürlich hätte ich mir auch eine neue Liebe gewünscht, aber dies konnte ich nun mal nicht alleine beeinflussen und vor allem nicht erzwingen.
Um euch nicht zu langweilen, lege ich nun den Zeitraffer ein.
Schon lange schlummerte eine Geschäftsidee in mir, die ich mir nun mit finanzieller, familiärer Unterstützung erfüllen konnte.
Aber auch ohne diese Finanzspritze hätte ich nach anderen Wegen gesucht, mich beruflich weiterzuentwickeln. Denn ich glaube fest daran, dass es immer mehr als nur den einen Weg, die eine Möglichkeit gibt.
Für die Verwirklichung meiner Geschäftsidee habe ich mir vollkommen neue Kompetenzen angeeignet und dabei festgestellt, dass ich Ressourcen in mir trug, dessen ich mir bis dahin nicht bewusst war und die nun ans Licht traten.
Ein motivierendes und inspirierendes Gefühl, was nur dann entsteht, wenn du aus Gewohntem aussteigst, weil du für etwas brennst.
Wenn du also über deinen Schatten springen willst, suche nach etwas, was dich begeistert, wofür du brennst. Etwas, wohin dich dein Herz dich führt.
Fast zeitgleich entwickelte sich auch mein privates Leben weiter, mit einer neuen Liebe und neuen Menschen, die mich nun begleiteten.
Eine neue Lebensphase, die so ganz anders als die vorherige war und aus deren Triebe sich starke Äste bildeten und woraus sich eine neue breite, gesunde Krone entwickeln konnte.
Aus dieser Lebensreise haben sich, zunächst unbewusst, drei Werte herauskristallisiert, die mich tragen und die sich tief in meine Wurzeln verankert haben. Sie lassen mich spüren, wann ich ICH bin. Werte, die mich begleiten, die mich geprägt und zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin.
Jedoch Achtung, Werte sollten immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden, denn es gibt nicht nur die Werte, die dich beflügeln und wachsen lassen, sondern auch die, die dich einschränken und verkümmern lassen. Schaue auch hier immer wieder genau hin!
Link:https://www.coaching-beratung-schauff.de/themen/werte/
Eine neue Sehnsucht machte sich breit und damit ein Aufbruch in eine neue Lebensphase.
Ich war nun fünfzig und ich verspürte immer mehr die Sehnsucht nach mehr freier
Zeit.
Zeit für mich, für die Dinge, die während meiner Selbstständigkeit und aufgrund meines Engagements zu kurz gekommen sind. So stellte ich mich diesem Neuanfang sehr freudig, mit einer großen Zuversicht.
Zeitgleich hatte mein Mann sich beruflich verändern müssen, was auch einen Ortswechsel zur Folge hatte. Lebensumstände, die passieren und die neue Herausforderungen mit sich bringen.
Auch wenn ich aus meinen Erfahrungen heraus wusste, dass loslassen nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Neuem ist, oder symbolisch auf meinen Ahornbaum bezogen, eine zweite Verjüngungskur/Rückschnitt darstellte. So stellte mich dieser, wenn auch wohlüberlegte, selbstbestimmte Ortswechsel vor neuen Herausforderungen.
Denn dies bedeutete für mich, dass ich ein komplett neues soziales Netzwerk aufbauen und mir eine neue berufliche Perspektive erschaffen musste, nein wollte. Denn ein Leben ohne eine Sinn bringende Aufgabe war keine Option.
Der Beginn einer neuen Lebensphase bietet neben den verschiedensten Ängsten, immer auch die Chance, neue, andere Prioritäten zu setzen und so sollte meine neue Berufung mir mehr zeitliche Selbstbestimmung bieten.
Jedoch stellte sich das verlockende berufliche Angebot, dass ich vor unserem Umzug angenommen habe, als sehr problematisch dar.
So kam alles anderes als erwartet.
Eine Zeit, in der sich meine Gedanken wieder mal auf die Suche gemacht haben.
Eine Zeit, der Ratlosigkeit gepaart mit einer Ungeduld, die mich seelisch in ein tiefes Loch haben fallen lassen. Eine gefühlte Ewigkeit verharrte ich in meinem Gedankenchaos ohne Antworten und keine Lösung in Sicht.
Genau an dieser Stelle habe ich den oben zitierten Glaubenssatz aus einem Gefühl der Ohnmacht gesagt:
„Ich glaube, ich muss mich ganz neu erfinden“.
Nein, das musste ich nicht, denn ich wusste im Kern genau, was ich wollte und was nicht. Manchmal braucht es nur ein bisschen Glück, den richtigen Moment, oder den rechten Blickwinkel, um das zu sehen, was schon lange da ist.
Denn einige Zeit später hatte ich ein kleines Buch in der Hand, was schon viele Jahre im Bücherregal stand und nur darauf wartete gelesen zu werden. (Der Frosch auf der Butter, NLP- Grundlagen, von Helmut Kruscher)
Dieses Buch hat mich begeistert und motiviert eine NLP – Ausbildung zu beginnen. Diese Ausbildung begeisterte mich so sehr, dass ich dran blieb und im Laufe dieser mehrjährigen Ausbildung entwickelte sich der Grundstock meiner heutigen Berufung.
Die im Kern und in der jetzigen Positionierung wieder meine drei wichtigsten Werte ausfüllt.
Endlich konnte ich wieder kreativ werden und das tun, was meinem WARUM, meiner Begeisterung und Hingabe entspricht.
Denn nur wenn es sich richtig anfühlt und Herz und Kopf JA sagen, ist es eine gute Entscheidung.
Warum ich dir meine Lebensphasen- baumgeschichte erzähle!
- Weil ich dir Mut machen möchte, dein Leben selbst und bewusst zu gestalten. Ohne Übermut!
- Weil jede Lebensphase, wenn du sie in deinem Sinne gestaltest, dich glücklich macht.
- Weil ich möchte, dass du weißt, das loslassen erst mal akzeptieren heißt.
- Du aus deinen drei wichtigsten Werten heraus eine gute Entscheidung treffen kannst.
- Weil du immer mehr Ressourcen hast, als du glaubst.
Was ich auf keinen Fall möchte ist, dass ein Lebensbaum dem Anderen gleicht, sondern jeder Lebensbaum seine Berechtigung und seine Bestimmung hat.
Nur Mut!
Helga Schauff
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